Wolfgang Paumen im August 2019
Der Versailler Friedensvertrag, der den 1. Weltkrieg offiziell beendete, war am 28. Juni 1919 gerade unterschrieben. Das Kaiserreich lag nach einem grausamen, blutigen Krieg am Boden. Schon einen Monat später, am 29.07.1919 gründeten einige sozial engagierte Langenfelder Bürger eine Genossenschaft mit dem Ziel, die Wohnungsnot in Langenfeld zu lindern. Obwohl das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umfeld in einem nahezu hoffnungslosen Zustand war, versuchten diese beherzten Bürger den genossenschaftlichen Gedanken der Solidarität und der Hilfe zur Selbsthilfe in die Tat umzusetzen. Rückblickend lässt sich nach nunmehr 100 Jahren sagen, dass ihnen und ihren Nachfolgern dieses Projekt bestens gelungen ist.
Auch die nächste Katastrophe, die sogenannte Machtergreifung durch NSDAP und ihrer Schergen, die nur 20 Jahre später wieder in den nächsten, in seinen Auswirkungen und der Zahl der Opfer noch viel verlustreicheren Weltkrieg führte, konnte die positive Entwicklung des Bauvereins nur für ca. 10 Jahre ausbremsen. Schon 1949 ging es weiter. Wieder waren die Rahmenbedingungen in der Nachkriegszeit denkbar schlecht. Durch viele Kriegsflüchtlinge, Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches und die nach dem Krieg Heimatvertriebenen war die Wohnungsnot überall sehr groß. Es musste rasch gehandelt werden ‐ und es wurde gehandelt. Hatte der Bauverein
in den ersten 20 Jahren, also bis 1939, ca. 200 Wohnungen unter schwierigsten Rahmenbedingungen errichtet, konnte dieses Angebot bis heute auf ca. 1.000 Wohnungen erweitert werden ‐ im Schnitt also pro Jahr ein Zuwachs von 10 Wohnungen.
Während in den Nachkriegsjahren der beiden Weltkriege die Errichtung möglichst preiswerten Wohnraumes im Vordergrund stand, nahmen die Ansprüche an Qualität und Komfort mit wachsendem Wohlstand zu. Heute bietet der Bauverein seinen Mitgliedern sowohl preiswerten, bezahlbaren Wohnraum für kleinere Einkommen als auch höherpreisigen
Wohnraum an. Nachhaltigkeit in der Bausubstanz, Sicherheit für die Mieter und dennoch bei bezahlbaren Mieten eine angemessen hohe Wohnqualität anzubieten, bestimmte und bestimmt weiterhin das Handeln des Bauvereins. Unser Maßstab für die nächsten 100 Jahre sollte der Mut und die Entschlossenheit der Gründer des Bauvereins sein, die es in schwierigsten Zeiten geschafft haben, eines der elementarsten Bedarfsgüter ‐ bezahlbaren Wohnraum ‐ für ihre Mitglieder zu errichten und erfolgreich zu bewirtschaften.